Seite 1 von 1

Ergebnis molekulargenetischer Untersuchung

BeitragVerfasst: Do 10. Jan 2013, 17:54
von Hinzes
Hallo zusammen,


Wir haben nach 8-monatiger Wartezeit endlich ein Ergebnis der Uni Tübingen erhalten. Es wurden 62 Paraplegiegene untersucht.
Es konnte aber keine krankheitsverursachende Mutation gefunden werden.
Ausgeschlossen wurden u.a. SPG4,7 und 11 und jede Menge andere Zahlen-Buchstabenkombis, mit denen wir nix anfangen können.
Vorgeschlagen wurde uns eine Wiedervorstellung in ca. 2 Jahren, da sich die Untersuchungsmöglichkeiten derzeit "rasant weiterentwickeln".
Da bleibt uns wohl nichts anderes übrig als zu warten, oder? Schade, denn wenn wir das Ergebnis meines Mannes gehabt hätten,
wäre der Test bei unserer Tochter schneller gegangen.
Kann man auch direkt bestimmte Gene testen lassen? Rudi meinte, daß es das SPG3 sein könnte. Die Symptomatik stimmt da fast zu 100%!

Liebe Grüße aus dem Norden

Re: Ergebnis molekulargenetischer Untersuchung

BeitragVerfasst: Do 10. Jan 2013, 19:13
von Rudi
...........
Hallo Nicole,

ja, schade, dass sich da noch kein Ergebnis eingestellt hat. Das kommt momentan leider immer noch sehr häufig vor, weil unsere Forscher ja leider nicht alle HSP-Gene kennen. Allein deine Aussage, dass 62 Paraplegiegene untersucht wurden, zeigt, wie intensiv gearbeitet wurde. Euer Fall ist nun für mich der erste, bei dem dann wohl auch solche neuen HSP-Gene untersucht wurden, die nicht alle mit SPG bezeichnet werden. Deshalb ist es für dich natürlich verwirrend, in dem Bericht ganz eigenartige Buchstaben / Zahlenkombinationen zu lesen. Das wäre auch für viele andere Leser dieser Nachricht eine Schwierigkeit, denn bis zum letzten Jahr hießen alle HSP-Gene ausschließlich "SPG" gefolgt von einer Nummer. Im letzten Jahr hat sich das etwas verändert, und das ist noch nicht überall bekannt. Da hat man nämlich bei einigen Genen, die im Mutationsfall eine andere Erkrankung erzeugten, festgestellt, dass eine eine ganz bestimmte Mutation in diesen Genen die HSP-Symptome auslösen kann. Natürlich hat man den Namen dieses Gens nicht ändern dürfen; es heißt also nicht SPG. Und damit es ganz kompliziert wird, hat man dann zusätzlich noch ein Gen in der so genannten
"mitochondrialen DNA" gefunden, das auch HSP auslösen kann.
Zusätzliche Hinweise:
Mitochondrien haben ein eigenes mitochondriales Genom. Dieses Genom macht ca. 1% der menschlichen genetischen Information aus, daher werden Mitochondrien als semiautonom bezeichnet. Die mitochondriale DNA wird maternal -also mütterlicherseits- vererbt (Mitochondriale Vererbung). Genetische Defekte können zu sogenannten Mitochondropathien führen. Veränderungen im mitochondrialen Genom werden von Forschern zur Untersuchung von Abstammungslinien benutzt. Ebenso dienen sie der Forschung an verschiedenen ethnischen Gruppen des Menschen. Da die Erbsubstanz sich in der Regel alle 20.000 Jahre verändert, dient sie auch zur Zeitbestimmung von Abstammungslinien.
Quelle: http://flexikon.doccheck.com/de/Mitochondrium
...........
Allein das erklärt die von dir angesprochene Aussage, dass sich die Forschungsergebnisse "derzeit rasant weiterentwickeln". Ja, das ist so; das ist so zu unserem Glück. Es könnte noch sehr viel besser und schneller gehen, wenn wir uns alle engagieren würden, um unsere Forschung in Tübingen zu unterstützen. (Siehe im Kopf dieser Seite). Du hattest ja in deiner Nachricht mitgeteilt, dass auch eure Gendiagnostik in Tübingen gelaufen ist.

Falls du zu den vielen Aussagen in dem von dir angesprochenen Brief Hilfe benötigst, dann kannst du mich gerne anrufen (07033-36353). Zu dem SPG3, das du angesprochen hast, unterstelle ich, dass es auch untersucht wurde. Vermutlich wird da in dem Bericht das Gen aber mit "SPG3A" oder mit "Atlastin" benannt sein. Vielleicht hilft dir auch eine
Tabelle in Wikipedia, in der du in den Spalten "OMIM" und "GEN" und "Genprodukt" auch andere Bezeichnungen findest. Aber auch diese Tabelle weist bisher nur einen Teil der SPGs aus und erfasst auch die oben angesprochenen neuen Gene noch nicht.

Alles Gute
Rudi

...........

Re: Ergebnis molekulargenetischer Untersuchung

BeitragVerfasst: So 20. Jan 2013, 16:11
von Hinzes
Hallo Rudi,

Hab mir jetzt noch einmal die Zeit genommen das Testergebnis meines Mannes aus der Uni Tübingen mit der von dir eingestellten
Tabelle der Gene zu vergleichen.
Du hattest Recht, SPG3 wurde auch untersucht.
Mir ist ebenfalls noch aufgefallen daß in dem Arztbericht der Klinik, die die Lumbalpunktion durchgeführt hat,
erwähnt wird daß bei ihm ein "entzündlicher Liquor" vorliegen würde, der "somit nicht auf eine HSP hindeutet". Hab das Ganze
schon gegoogelt, es kommen lauter "gruselige Sachen" dabei raus!!
Da sich das Gangbild unserer Tochter in den letzten Monaten sehr verschlechtert hat und sie unter starken Schmerzen und
Kontrakturen vor allem im Hüftbereich leidet, stellte sich mir die Frage, ob es vielleicht auch eine andere Erkrankung sein könnte?!
Durch das MRT bei meinem Mann vom Gehirn und des kompletten Rückenmarks wurden allerdings andere schwere Erkrankungen ausgeschlossen.
Kannst du dir vielleicht einen Reim auf diesen "entzündlichen Liquor" machen, bzw. hat vielleicht jemand damit schon Erfahrungen gemacht?
Bin über jeden Tip dankbar!!

Frostige Grüße aus Norddeutschland!!! ;)

Re: Ergebnis molekulargenetischer Untersuchung

BeitragVerfasst: So 20. Jan 2013, 16:43
von Doris & Hubertus
Hallo Nicole,

im Rahmen der Differentialdiagnostik beim Hubertus ist ebenfalls eine Lumbalpunktion durchgeführt worden.
Es wurden dabei seitens des Ärzteteams angedacht: Multiple Sklerose, Röteln (mein Titer war während der Schwangerschaft sehr niedrig), Toxoplasmose (weil ich Katzen hielt während der Schwangerschaft), Listeriose, Masern, Varicella Zoster, Herpes-Viren, EBV, CMV und Borrelien.
Alles negativ, Hubis Liquor war o.K.

Sicherlich hast du recht, wenn du sagst, dass du gruselige Infos bzgl. "entzündlicher Liquor" bei deinem Mann gegooglet hast. Die Erfahrungen habe ich selbst auch gemacht bei meinen eigenen Recherchen!

Allerdings sind die beim Hubi durchgecheckten Erkrankungen vorrangig nicht vererbbar im Sinne einer meiotische Zellteilung (Eizelle + Samenzelle)! Schon gar nicht vom Vater auf die Tochter! Und das ist ja dein Gedanke, oder?

Es ist für uns Laien hier im Forum schwer, dir einen diagnostischen Hinweis zu geben! Das dürfen wir außerdem ja auch gar nicht!
Warum habt ihr nicht konkreter die Ärzte zu dem Ergebnis befragt??
Das einzige, was ich dir anbieten kann zwecks "Ideenaustausches" ist, mich einmal anzurufen (unter der dir bekannten Tele-Nummer)!

Viele Grüße aus dem verschneiten Unna
Doris

Re: Ergebnis molekulargenetischer Untersuchung

BeitragVerfasst: So 20. Jan 2013, 16:46
von Rudi
...........
Hallo Nicole,

zunächst einmal ist es prima, dass auch das SPG3 -wie ja auch erwartet- gecheckt wurde. Bei der Menge an untersuchten Genen konnte das kaum anders sein. ;)

Dann zu dem angesprochenen "entzündlichen Liquor". Mit allem was ich weiß, werden solche Untersuchungen des Liquors, also der Flüssigkeit im Rückenmark, gemacht, um andere Krankheiten auszuschließen. Das ist ein Bestandteil der so genannten "Differentialdiagnose" bei der HSP. Entzündungen können zum Beispiel auf eine MS hindeuten. Das wäre aber bei deinem Mann mit Sicherheit weiter untersucht worden. Da aber auch eure Tochter die typischen HSP-Symptome zeigt und weil ja Entzündungen nicht vererbt werden, haben eure Ärzte sich sicher mit dem entzündlichen Liquor nicht weiter befasst. Das würde mich jetzt zunächst einmal beruhigen. Aber, das ist nun wirklich die Frage, die du an Spezialisten stellen solltest. Da fehlt mir ganz einfach das Wissen, das Mediziner haben. Bitte frage Frau Dr. Schneider genau wegen dieses Punktes und lass dir bitte ihre Sichtweise erklären. Natürlich interessiert mich das Ergebnis, weil so etwas ja auch bei anderen vorkommen kann. Bitte halte mich auf dem Laufenden. Du hilfst damit anderen, die mich in Zukunft mit einer ähnlichen Frage ansprechen könnten.

Herzliche Grüße
Rudi

...........

Re: Ergebnis molekulargenetischer Untersuchung

BeitragVerfasst: So 20. Jan 2013, 16:54
von Hinzes
Hallo Doris,

Wir haben derzeit versucht uns bei den Ärzten durchzufragen, leider ohne jeden Erfolg. Werden allerdings noch einmal in Kiel
in der HSP Ambulanz nachfragen.
Im letzten Jahr wurden wir bloß von einer Klinik in die Nächste "gejagt". Keiner konnte oder wollte etwas Konkretes zur Sache sagen.
Auf den Bericht der Klinik, die die Ausschlußdiagnostik gemacht hat, mußten wir sage und schreibe 5(!) Monate warten.
Daß mir hier niemand einen ärztlichen Ratschlag geben kann oder darf ist mir klar, dachte nur daß das bei jemand anderem
auch vorgekommen ist.
Bisher muß ich auch sagen daß wir hier im Forum mehr Infos erhalten haben als von allen Ärzten die wir bisher aufgesucht haben!! :D

Lieben Gruß