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Therapien

BeitragVerfasst: Mi 5. Sep 2018, 21:44
von sportler
Hallo, liebe Mitstreiter,

da leider meine Mobilität weiter merklich schlechter wird versuche ich jetzt noch aktiver mit eigenen Übungen neben der Physiotherapie die Verschlechterung zu verlangsamen.

Im Moment habe 2- 3 Physiotherapiebehandlungen , je 20 Minuten, pro Woche,versuche täglich vor Beginn meiner Arbeit im Büro, mit Dehn- , Feldenkreis- und Balanceübungen ( ca. 20 Minuten ) einigermaßen beweglich den Tag beginnen zu können.

Teilweise haben mir Feldenkreisübungen für einen Zeitraum von 1 - 2 Stunden am Tag geholfen !

Nun hat mir ein Arzt im Gespräch angeboten , mit dem Gerät AlterG eine Verbesserung meiner Gehfähigkeit , auch beim Trepperuntergehen , zu erzielen. Was haltet Ihr davon und mit welchen Ergebnissen habt Ihr mit dem Gerät schon trainiert ?
Welche Erfahrungen habt Ihr auch mit Feldenkreisübungen gemacht.

Ich befürchte , dass evtl. das Training mit dem AlterG Gerät über die KV sehr teuer ist und ggf. Feldenkreisübungen oder auch Übungen im Wasser gleiche Ergebnisse bringen .
Hat einer von Euch das Training mit AlterG möglichst über die Rentenversicherung verschrieben und finanziert bekommen.

Ich bitte meine vielen Fragen zu entschuldigen und bin auf Eure Erfahrungen gespannt.
Danke.

Herzliche Grüße
Sportler

Re: Therapien

BeitragVerfasst: Do 6. Sep 2018, 14:01
von Rudi
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Hallo Sportler,

danke für deinen hoch interessanten Beitrag. Das von dir angesprochene AlterG hat mir bislang gar nichts gesagt. Also habe ich mal etwas im Netz gesucht. Mir wurde damit klar, dass es sich bei AlterG um eine Maschine handelt. In diesem Gerät soll der Patient Laufübungen machen, die im Prinzip Übungen auf dem Laufband sind. Das Besondere ist, dass im Gerät eine Technik eingebaut wurde, die das Körpergewicht des Patienten um bis zu 90% reduziert. Ziel ist es, dass die Laufbewegung wesentlich erleichtert wird, da die Beine nun nur noch einen Teil des Körpergewichts tragen müssen.

Diese Idee klingt im ersten Moment gut. Unangenehm fiel mir auf, dass in allen Seiten, die dieses Gerät darstellen, auf die Entwicklung für die Raumfahrt verwiesen wurde. Das ist nun eines von zahlreichen Geräten, das ich im Zusammenhang mit der HSP kennenlerne, bei dem darauf hingewiesen wird, dass es ursprünglich für die Raumfahrt entwickelt wurde. In den meisten Fällen war es bisher die russische Raumfahrt. Ok, mit dieser Hochtechnik lässt sich Werbung machen. Bisher hat für uns HSP’ler aber kein Produkt wirklich überzeugt. Das nur am Rande.

Interessant sind zum Einstieg zwei kleine YouTube-Videos, die ich unten einfüge.
  • AlterG M320 - das revolutionäre Anti-Schwerkraft-Laufband
  • Das Anti-Schwerkraft-Laufband AlterG - Funktionsweise & Einsatzbereiche
Eingesetzt wird das Gerät zum Beispiel im Klinikum Dortmund.
Auf der Homepage, in der diese Therapieform vorgestellt wird, heißt es:
„Nach Unfällen oder Operationen an Hüfte oder Knie hilft das Trainingsgerät, welches im Ruhrgebiet nur am Klinikum Dortmund zu finden ist, bei der Gangtherapie.“
Das Ziel, das mit AlterG erreicht werden soll, ist demnach ein schneller Aufbau der durch den Unfall oder die OP in Mitleidenschaft gezogenen Muskeln. Das würde uns wenig helfen, da bei uns der durch die HSP gestörte Nerv das Problem ist.

Dann gibt es aber auch eine Seite des St. Josef-Hospitals Bochum, die sich mit dieser Technologie befasst.
Hier wird neben den oben beschriebenen Einsatzgebieten auch ganz gezielt das „koordinative Geh- und Kräftigungstraining bei neurologischen Patienten“ angesprochen.
Zusätzlich ist hier darauf hingewiesen, dass eine Behandlungseinheit 20€ kostet und dass sie „verordnungsfähig über Rezept KGG für gesetzlich Versicherte und Privatpatienten“ ist.
Genaueres siehe bitte hier. (Die verlinkte PDF-Datei ist ein Download).

Es wäre großartig, wenn jemand unter uns dieses Gerät „aus der Raumfahrt“ ausprobieren würde und uns dann hier im Form über die gemachten Erfahrungen und erzielten Ergebnisse informieren würde.

Am Rande sei noch erwähnt, dass das Gerät etwa 62.500 Euro kostet.

Herzliche Grüße
Rudi
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AlterG M320 - das revolutionäre Anti-Schwerkraft-Laufband





Das Anti-Schwerkraft-Laufband AlterG - Funktionsweise & Einsatzbereiche


Re: Therapien

BeitragVerfasst: Di 11. Sep 2018, 14:13
von Rudi
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Hallo Sportler,

mir kam zu deiner Anfrage wegen des "Anti-Schwerkraft-Laufbands AlterG" der Gedanke, bei Herrn Dr. Schröter, dem Chefarzt der Reha Klinik Hoher Meißner, einmal ganz gezielt nachzufragen. Es ist schön, dass er meine Anfrage sehr rasch beantwortet hat. Zudem hat er zugestimmt, dass ich seine Antwort bei uns ins Forum einstellen darf. Das mache ich natürlich gerne und kopiere sie unten ein.

Ein Dankeschön sende ich an Herrn Dr. Schröter für seine Hilfe bei der Beantwortung deiner Frage.

Herzliche Grüße
Rudi
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Lieber Herr Kleinsorge,

vielen Dank für die interessante Anfrage.

Ich habe schon von dem Gerät gehört und gesehen, leider aber nur auf Papier und im Video. Ziel war dabei die Nutzung bei Patienten mit Muskelschwächen (Muskelschwund). Aber auch dazu kann ich keine eigenen Erfahrungen schildern.

Zur Nutzung bei der HSP – ohne das Gerät bei HSP-Patienten in der Anwendung gesehen zu haben:

Für alle Patienten, die gehfähig sind, unter Umständen mit Handstock oder Walking-Stöcken, würde ich denken, dass das normale Gehen mit den Gehhilfen, evtl. auch am Barren sinnvoller ist. Auch wer auf dem normalen Laufband gut zurecht kommt, wird damit sinnvoller trainieren können.
Möglicherweise können Patienten, die sehr schwer in der Form betroffen sind, dass sie im Stand und Gang eine sehr schwere Spastik aufweisen, im Sitzen oder Liegen aber eine deutlich geringere Spastik haben, durch die Abnahme des Körpergewichts profitieren. Aber das ließe sich auch durch unseren Gangtrainier oder den Lokomaten erreichen. Bei beiden Geräten würde der Gangablauf zudem unterstützt werden, was das Gerät nicht leisten kann.

Zusammenfassend bin ich eher skeptisch, dass das Gerät eine wirkliche Ergänzung des Therapiespektrums darstellt.

Wenn Sie oder Ihre Mitstreiter Erfahrungen machen (positiv oder negativ), wäre ich daran sehr interessiert!

Mit besten Grüßen
Ihr

C. Schröter



Dr. med. Carsten Schröter
Chefarzt der Neurologischen Abteilung
Klinik Hoher Meißner
Tel.: 05652 55 861
Mail: schroeter@reha-klinik.de







Re: Therapien

BeitragVerfasst: Sa 7. Aug 2021, 19:56
von Toto
Hallo zusammen,

ich möchte gerne meine Erfahrungen mit dem Alter G berichten, da ich es derzeit seit 3 Monaten regelmäßig zwei Mal die Woche benutze.
Bevor ich darauf genauer eingehe, ein kurzer Zwischenstand über meinen Krankheitszustand:

Ich bin inzwischen 45 Jahre alt, habe eine SPG4 Mutation, und ich bin schon seit Geburt mit der HSP-Erkrankung dabei. Durch die Spastik hat sich damals auch eine beidseitige schwere Hüftdysplasie entwickelt, die ich vor 25 Jahren durch eine 3fache Beckenumstellung (nur rechtsseitig) hab korrigieren lassen. Aus meiner Sicht war diese OP alles andere als gut verlaufen und hatte nach der OP riesengroße Bewegungseinschränkungen. Die linke Hüftseite wurde daher nie operiert. Dadurch hat sich leider ein erheblicher Beckenschiefstand entwickelt und die linke Hüfte liegt nun 5 cm höher als die Rechte. Das macht das Laufen mit einem Beckenschiefstand und HSP schon sehr schwierig und seit 6 Jahren kann ich mich nur noch per Rollator fortbewegen. Ein freies Laufen (ohne sich abstützen zu müssen) - auch mit Gehstützen ist gar nicht mehr möglich gewesen und das Laufen mit einem Rollator ging auch nur noch sehr eingeschränkt - max. 200 Meter.

Da das Laufen immer schwieriger wurde und mich auch die Bewegungseinschränkung so sehr nervte, habe ich mich wieder an der Hüfte operieren lassen und habe nun auf der rechten Seite ein künstliches Hüftgelenk. Diese OP war schon einmal ein voller Erfolg, denn die Spastik auf der linken Hüftseite hat sich um mind. 50% vermindert, die Innenrotation beim Laufen ist fast nicht mehr da und die Bewegungseinschränkungen sind auch nicht mehr vorhanden. Ich habe die OP am 02.03.21 in der medizinischen Hochschule Hannover der Annastift-Klinik - Orthopädie machen lassen. Die ersten 6 Wochen nach der OP durfte ich die operierte Seite nur mit 15% belasten. Die Hüft- und Beckenmuskulatur hat dadurch start abgenommen und bin dann sogar erst im Rollstuhl gelandet.

Nach 6 Wochen Belastungspause begann meine Reha und konnte zumindest am Rollator schon wieder etwas laufen. Aber es war halt noch alles sehr instabil und ein Laufen mit dem Rollator außerhalb der Reha - sprich draußen im Freien - war muskulär einfach nicht drin. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie komplex der Laufvorgang ist und solange die Muskulatur nicht annähernd die Kraft erreicht hat, die ich vor der OP hatte, ist das Laufen selbst am Rollator sehr schwierig!!!

Meine Reha ging 5 Wochen und ich hatte meine alte Beinkraft noch nicht wiederherstellen können. Was also tun nach der Reha??? Irgendwie bin ich da reinzufällig auf das Alter G Laufband gestoßen und war von diesem Gerät begeistert. Und nach dem ich dieses Video mir ansah https://www.youtube.com/watch?v=nEjKsUxVrqA dachte ich mir, dass must du auch versuchen. ;)

Ich komme aus Verl und habe in der Stadt Gütersloh einen Therapeuten gefunden, der sogar dieses Gerät im Einsatz hat: mobilo - therapie & training https://mobilo-med.de/alter-g/
Über ein Rezept "Krankengymnastik am Gerät" kann man dieses Gerät nutzen und bin anfänglich mit 20% Eigengewicht und einer Laufzeit mit 20 min. angefangen. Jetzt nach 3 Monaten bin ich bei 75% Eigengewicht und einer Laufzeit von 25-30 min angekommen. Das finde ist ein super Ergebnis und es hat sich noch mehr getan: Das Laufen am Rollator ist wieder sicherer geworden - auch draußen im Freien - und das allerbeste: Inzwischen kann ich sogar schon wieder mit Gehstützen laufen. Zwar erst einmal nur Kurzstrecken, aber das war vor 3 Monaten überhaupt noch gar nicht möglich. In meinem Fall ist das Alter G Laufband ein voller Erfolg und vielleicht komme ich sogar so weit, dass ich sogar vom Rollator komplett wegkomme. Dazu müsste jetzt aber erst noch die linke Hüftseite operiert werden. In ca. 5 Wochen ist es so weit und der Beckenschiefstand dürfte der Vergangenheit angehören und wenn dann noch die Spastik ebenfalls sich um 50% vermindern würde - inkl. der Innenrotation beim Laufen - hoffe ich, dass das Laufen bald wieder besser funktionieren wird. Wird aber dann noch einmal eine schwierige Zeit werden, bis ich wieder einigermaßen mobil geworden bin...

Ich werde wieder berichten, wenn die andere Seite operiert wurde. Könnte sogar später meine eigenen Videos dazu hochladen...