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Nervenstammzellen direkt aus erwachsenen Hautzellen

BeitragVerfasst: Mo 26. Mär 2012, 15:13
von Rudi
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Hallo zusammen,

unten zu eurer Information ein interessanter Artikel zum Thema "Stammzellen". An anderer Stelle war es ja bereits thematisiert worden, dass Stammzellen für die Forschung an der HSP von großer Bedeutung sind. Aus solchen Stammzelle lassen sich Nervenzellen entwickeln, die einen enormen Stellenwert allein dadurch bekommen, weil sich an diesen HSP-betroffenen, menschlichen Nervenzellen studieren lässt, was genau durch unseren Genfehler in unseren Nervenzellen "falsch läuft". Solche Stammzellen werden in einigen Forschungsprojekten aus menschlichen Hautzellen gewonnen. Es ist bekannt, dass die bisher genutzten Verfahren zur Umwandlung von Hautzellen zu Stammzellen das Risiko in sich bergen, dass die auf diesem Weg entwickelten Nervenzellen Schädigungen in sich tragen können.

Prof. Dr. Schöler hat mit seinem Team am "Max-Planck Institut für molekulare Biomedizin" in Münster nun einen neuen Ansatz erarbeitet, der diesen Nachteil nicht mehr ausweist. Das neue Verfahren ist am Mausmodell entwickelt worden und muss nun an menschlichen Zellen auf seine Funktionsfähigkeit überprüft werden. Einige Kernaussagen habe ich unten farbig markiert.

Um jedoch mit diesem Beitrag keine falschen Hoffnungen zu erzeugen, sei auch an dieser Stelle nochmals darauf hingewiesen, dass es bis heute nicht möglich ist, die defekten Nervenzellen zu ersetzen. Ein Grund dafür ist der, dass sich unsere Nervenzellen nicht mehr teilen. (Andere Zellen, wie z.B. die Zellen der Leber, machen das das sehr intensiv.) Alle Arbeiten mit HSP-Nervenzellen, die aus Stammzellen gewonnen werden, dienen bei der HSP bisher ausschließlich dem Ziel, die durch unsere Genmutation verursachten, krank machenden Vorgänge in unseren Nervenzellen zu verstehen. Dieses Verständnis soll grundlegende Erkenntnisse bringen, mit denen die gestörten Vorgänge in den Nervenzellen positiv beeinflusst werden können.

Gruß
Rudi

P.S.: Ihr möchtet euch zukünftig selbst auch für Verbesserungen und für Fortschritte im Zusammenhang mit der HSP engagieren! Dann meldet euch bitte bei mir. Telefon: 07033 / 36353
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Quelle: http://www.scinexx.de/wissen-aktuell-14 ... 03-23.html

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Nervenstammzellen direkt aus erwachsenen Hautzellen
Verfahren senkt Krebsrisiko bei medizinischen Anwendungen


Deutsche Forscher haben Hautzellen von Mäusen erstmals direkt in Nervenstammzellen umgewandelt. Sie umgingen damit eine bisher nötige Zwischenstufe, aus der Tumorzellen entstehen können. "Die Regeneration bestimmter Gewebetypen kann mit unserem Verfahren deutlich zielgerichteter und sicherer werden", sagt Studienleiter Hans Schöler vom Max-Planck-Institut für molekulare Biomedizin in Münster. Aus den Nervenstammzellen ließen sich beliebig viele Nervenzellen und andere Gehirnzellen bilden. Das eröffne langfristig neue Möglichkeiten für die medizinische Anwendung, berichten die Wissenschaftler im Fachblatt "Cell Stem Cell".

Immunfluoreszenz-Mikroskopie induzierter neuronaler Stammzellen
© MPI für molekulare Biomedizin........................................

Zwar sei es bereits möglich, Körperzellen zu erwachsenen Nervenzellen umzuprogrammieren, dabei entstehe aus der Körperzelle jedoch zunächst eine sogenannte pluripotente Stammzelle. Diese könne sich noch zu jedem Gewebetyp des Körpers weiterentwickeln. "Pluripotente Stammzellen sind aber so entwicklungsfähig, dass sie sich auch in Krebszellen verwandeln können", sagt Schöler. "Anstatt ein Gewebe zu regenerieren, verursachen sie unter Umständen einen Tumor." Den Umweg über diese Zwischenstufe geht die neue Methode der Forscher nicht: Aus einer Hautzelle entsteht direkt eine Nervenstammzelle. "Dadurch könnten die Zellen in einigen Jahren zur Geweberegenerierung bei Krankheiten oder im Alter eingesetzt werden."

Nervenstammzelle kann unbegrenzt Nervenzellen liefern
Ihre neue Methode liefere "eine potenziell unbegrenzte Quelle an Nervenzellen und verwandten Zelltypen", schreiben die Forscher um Erstautor Dong Wook Han. Denn in der Kulturschale entwickelten sich aus diesen Stammzellen entweder erwachsene, funktionstüchtige Nervenzellen oder Hilfszellen wie Astrozyten und Oligodendrozyten, die im Zentralnervensystem ebenfalls wichtige Aufgaben wahrnehmen. Dasselbe geschah auch, als die Forscher die von ihnen erzeugten Nervenstammzellen in das Gehirn von Mäusen transplantierten. Die Zellen sind demnach multipotent, das heißt, sie können noch bestimmte, genau definierte Gewebetypen bilden.

Wenn aus einer Körperzelle direkt eine erwachsene Nervenzelle werde, sei das für die medizinische Anwendung eher ungünstig, heißt es in "Cell Stem Cell". Denn da Nervenzellen sich nicht mehr teilen, bekomme man so nicht auf einfachem Wege genügend viele Nervenzellen, um sie beispielsweise bei klinischen Studien einzusetzen.

Ein zusätzliches Protein gab den Ausschlag
Die Forscher erreichten die Umprogrammierung durch die Zugabe einer Kombination von Wachstumsfaktoren, Proteinen, die das Wachstum von Zellen im Körper steuern. Den Ausschlag gab dabei ein Wachstumsfaktor namens Brn4, der nach Angaben der Forscher zuvor bei Versuchen dieser Art noch nicht zum Einsatz kam. "Er sorgt dafür, dass eine klare Richtung eingeschlagen wird und aus der Hautzelle eine neuronale Körperstammzelle wird", sagt Schöler. Anschließend müsse sich die Zelle nur oft genug teilen, um zu vergessen, dass sie einmal eine Hautzelle war. Nach einigen Durchgängen seien die resultierenden Nervenstammzellen von natürlich vorkommenden kaum noch zu unterscheiden.

Ihre Versuche haben die Forscher bisher nur an Mäusezellen durchgeführt. Ein nächster Schritt sei es zu prüfen, ob es auch mit menschlichen Zellen funktioniere, sagt Schöler. "Zudem ist es unerlässlich, das Langzeitverhalten der Körperstammzellen im Detail zu untersuchen und zu klären, ob sie sich auch über größere Zeiträume hinweg stabil verhalten." (doi: 10.1016/j.stem.2012.02.021)

(NPO,Max-Planck-Gesellschaft,23.03.2012)