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Autofahren mit Gehbehinderung

BeitragVerfasst: Di 1. Dez 2015, 10:12
von Siggi
Hallo,

kürzlich ging es um den Erwerb des Führerscheins für meinen Jüngsten. Mein Mann und meine beiden Söhne meinten dazu, ich hätte ja bald die Gelegenheit bei 3 Personen mitzufahren und müsste dann nicht mehr selbst ein Auto steuern. Alle 3 möchten, dass ich als HSP-Patient mit Geh-Behinderung nicht selbst das Auto fahre.

Ich hab mich gefragt, wieso denn eigentlich. Seit 38 Jahren hab ich doch den Führerschein schon, fahre seit Ewigkeiten unfallfrei! Aber mir ist auch klar: Nur nach und nach und langsam verschlechterte sich das Kontrollvermögen über die Beine, man nimmt es gar nicht so wahr und es kommt einem vor als wäre alles so gut wie immer !

Zu diesem Thema erhielt ich von einem TÜV-Sachverständigen unter der Überschrift
„Autofahren - kein Handicap?“
ausführliche Informationen.

„Jeder Verkehrsteilnehmer ist verpflichtet, sich so zu verhalten, dass kein anderer mehr als nach den Umständen vermeidbar gefährdet wird.“ Das gilt bei Genuss von Alkohol, bei Konsum von Medikamenten oder auch bei krankheits- oder unfallbedingten körperlichen Einschränkungen. Es ist meine Pflicht, nur dann ein Auto zu lenken, wenn ich dies so sicher kann, dass niemand gefährdet wird.

Was könnte passieren, wenn ich mit meiner Gehbehinderung in einen Unfall verwickelt werde, aus meinem Fahrzeug aussteige und der Unfallgegner diese Gehbehinderung bemerkt? Schnell könnte die gegnerische Partei davon ausgehen, dass ich mit meiner Gehbehinderung mein Fahrzeug keinesfalls sicher führen kann und somit die Schuld an dem Unfall trage. Er könnte behaupten, dass ich meiner Pflicht zur sicheren Teilnahme am Straßenverkehr nicht nachgekommen bin. Die Autohaftpflichtversicherung könnte sich sogar leistungsfrei stellen. Ich als der Unfallteilnehmer mit Gehbehinderung muss in einem solchen Fall beweisen, dass der Unfall genau so abgelaufen wäre auch ohne diese Gehbehinderung. Und das ist keinesfalls einfach!

Nicht nur bei mir, bei vielen von uns HSP-Betroffenen ist die Krankheit erst aufgetreten, als wir den Führerschein schon viele Jahre hatten, Jahrzehnte vielleicht. Zudem verläuft HSP schleichend, und es ist vielleicht deshalb nicht so offensichtlich, in welchem Masse sich unsere Fähigkeit, sicher ein Fahrzeug zu bedienen, nach und nach eingeschränkt hat. Deshalb der dringliche Rat an alle, sich wirklich ehrlich mit dieser Frage auseinander zu setzen!

Das bedeutet nun nicht, dass wir alle aufhören müssen mit dem Autofahren! Jeder erwachsene Bürger hat das Recht auf eine Fahrerlaubnis, auch wenn diese wegen eingeschränkter körperlicher Fähigkeiten auf besonders ausgestattete Fahrzeuge beschränkt sein kann.

Man könnte seinen Neurologen dazu zu befragen oder einen Gutachter beim TÜV. Es könnte sich ergeben, dass man umsteigen sollte in ein Auto mit Automatikgetriebe. Viele Menschen agieren damit schon wesentlich sicherer. Wenn ein Gutachter, zB vom TÜV, dann noch bestätigt, dass man so das Fahrzeug sicher führen kann, ist man seiner Pflicht nachgekommen.

Falls nun auf den Rat des Neurologen oder des Gutachters hin allerdings ein Fahrzeugumbau auf Handbetrieb notwendig ist, und man diesen auch vorgenommen hat, dann sollte man sich per Gutachten (zB durch den TÜV) auch hier bestätigen lassen, dass man dieses umgebaute Fahrzeug problemlos bedienen kann. Solche Gutachten dienen im Falle eines Unfalls als Beweis darüber, dass der Unfall ebenso passiert wäre, wenn keine Gehbehinderung / kein Fahrzeugumbau vorläge und ebenso als Beweis dafür, dass man keine Pflichten verletzt hat.

Fahrzeugumbauten dieser Art kosten eine Menge Geld. Es gibt allerdings Möglichkeiten der Kostenübernahme, insbesondere bei Menschen die berufstätig sind oder wieder in die Berufstätigkeit eingegliedert werden. Wer also trotz der HSP-Erkrankung noch berufstätig ist und über einen Fahrzeugumbau nachdenkt, sollte das unbedingt vor Beendigung der Berufstätigkeit machen lassen.

Hier kann man Wissenswertes zum Thema Autofahren mit Gehbehinderung nachlesen, ebenso in den unten aufgelisteten Beiträgen..

Gruß
Siggi
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Der Weg zum Führerschein
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Das medizinische Gutsachten
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Kostenträger
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Ratgeber Finanzierungshilfen
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Re: Autofahren mit Gehbehinderung

BeitragVerfasst: Mi 6. Jan 2016, 11:20
von Rudi
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Hallo zusammen,

der Beitrag, den Siggi zum Thema "Autofahren mit Gehbehinderung" eingestellt hat, ist sehr hilfreich. Dennoch erreichen uns immer wieder Fragen zum Thema "Führerschein bei HSP". Zum Teil liegt das daran, dass Siggi es erreicht hat, dass dieses Thema in seiner Wichtigkeit erst erkannt und verstanden wurde. Zum Anderen liegt es auch daran, dass unser Forum nicht nach entsprechenden Beiträgen durchsucht wurde. Deshalb an jeden Leser dieser Seite zunächst der Hinweis, dass es auf der Startseite unseres Forums eine spezielle Suchmaschine gibt, die ihr ganz unten findet. Sie durchsucht ausschließlich die Inhalte des Forums "Ge(h)n mit HSP" und des "Fördervereins für HSP-Forschung". Wenn ihr dort zum Beispiel den Begriff "Führerschein" eingebt, so bekommt ihr dort bereits einiges an Infos angezeigt. Natürlich ist es oft besonders hilfreich, eine Frage direkt im Forum mit einem eigenen Beitrag zu stellen oder -bei ganz speziellen Fragen- ein Telefongespräch mit einem der Verantwortlichen des Forums oder der Interessengemeinschaften zu führen.

Nun aber zurück zum Thema Führerschein. In Ergänzung zu Siggis Beitrag stelle ich unten die Seite "Zum Führerschein bei Querschnittlähmung" ein. Bitte sagt nun nicht, dass ihr keine Querschnittlähmung habt und dass das deshalb für euch die falsche Seite sei. Bedenkt bitte, dass auch die HSP zu der
Gruppe der Querschnittlähmungen gehört. Ihr könnt die HSP hier durchaus mit der MS vergleichen, bei der trotz anderer Ursache die Symptome ja ähnlich wie bei uns sind sind. Die eingestellte Seite stammt von der "Manfred-Sauer-Stiftung", auf der ihr viele nützliche Hinweise zum Leben mit unserem Handicap findet.

Herzliche Grüße
Rudi

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Re: Autofahren mit Gehbehinderung

BeitragVerfasst: Di 2. Aug 2016, 13:42
von Jürgen
Hallo zusammen,

Auf Wunsch von Rudi nun ein Bericht von mir über das Autofahren mit einer Gehbehinderung.
Heute möchte ich einmal schreiben wie es mir erging.
2012 wurde bei mir nach einem Kfz.-Unfall die Verdachtsdiagnose ALS oder HSP gestellt.
2013 erfolgte dann eine Reha in Bad-Soden-Allendorf.
Dort wurde mir dann gesagt das ich meinen alten Beruf als Fahrlehrer nicht mehr ausüben kann und auch das führen eines Kfz. so nicht mehr möglich sei.
Dies wurde auch so im Reha-Bericht festgehalten.
Was folgte war eine Umschulung zum Industriekaufmann. Seit dieser Reha fahre ich kein Auto mehr, obwohl wie Ihr alle schon gelesen habt jeder dafür selbst verantwortlich ist.
Käme es allerdings zu einem Unfall wären da die versicherungsrechtlichen Fragen. In meinem Fall bedeutet dies Probleme mit der Kfz- Versicherung und der Rentenversicherung da diese für
die Umschulung aufkam.
Seit 30.06.2016 habe ich meine Umschulung zum Industriekaufmann abgeschlossen und bin seit dieser Zeit Arbeitslos.
Da sich während der Umschulungsmaßnahme mein Gesundheitszustand verschlechtert hat stehe ich nun wieder in Kontakt mit der Rentenversicherung wegen Rente oder Reha, aber das dauert.
Desweiteren schreibe ich weiter Bewerbungen bekomme aber nur absagen wegen mangelnder Mobilität.
Ein Kfz. mit behindertem-gerechten Umbau wird erst gefördert wenn es zu einem sozialversicherunspflichtigem Arbeits-
verhältnis kommt.

Zurzeit einfach frustrierend

Gruß Jürgen

für weitere Fragen stehe ich gerne zur Verfügung