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Spg10 und sensomotorische axonale Neuropathie

BeitragVerfasst: Fr 2. Jun 2023, 03:40
von Sebastian Spg10
Hallo ich heiße Sebastian und komme aus Österreich bei mir wurde eine Hsp Spg10 festgestellt und eine sensomotorische axonale Neuropathie.

Mir geht es eigentlich soweit noch ziemlich gut,nur das mein gehen immer schwieriger wird. Meine Hauptproblem sind eigentlich meine Füße die nur mehr extrem eingeschränkt nutzbar sind. Mir fällt es schwer sie überhaupt noch zu bewegen. Funktioniert in beide Richtungen nicht wirklich,spastik ist bei mir auf einem Bein momentan stärker als am anderen. Wenn ich langsam gehe also wirklich langsam habe ich fast keine Spannung nur fuss bekomme ich nicht wirklich vom Boden weg . Er möchte immer schleifen. Schaffe es teilweise das ich bei Fliesenfugen hängen bleibe

Jetzt wollte ich nur mal fragen wie das bei euch so ist was auch vielleicht von einer spg10 betroffen sind. Will eigentlich nur wissen ob ich verrückt werde oder ob das normal ist. Hab öfters das Problem wenn ich zum Beispiel im Bett liege das ich meine Beine ab und zu gar nicht mehr bewegen kann sondern erst wenn ich mich darauf konzentriere. Ich spüre sie aber kann nicht bewegen spürt sich an als wenn nur irgendwas schweres dran hängt und nicht will. Erst wenn ich mich konzentriere dann dauert es kurz bis ich wieder anwinkeln kann und mich aufrichten. Nur beim aufrichten ist dann meistens so auch bereits nach kurzer Zeit auf der Couch zum Beispiel,das ich mich aufziehen muss und bin dann wie eingefroren dauert dann auch wieder paar Sekunden bis ich überhaupt meine Füße wieder wegbekomme. Überhaupt bin ich nachher voll versteift und dauert erst mal wieder eine Zeit bis ich wieder in meinem "normalen" Gang komme. Kann eigentlich noch alles machen auch Radfahren nur wenn ich stehen bleibe und vom Rad runter will habe ich ziemliche Probleme. Ist bei mir wirklich großes Problem von einer Bewegung in die nächste zu kommen. Also zum Beispiel von einer trett Bewegung in eine Gehbewegung . Ist teilweise als meine Füße nicht wissen wo sie sind. Also bitte sagt mir das ich nicht verrückt bin ach ja und ab und zu lassen einfach meine Beine aus das ich kurz zusammen sacke aber nicht stürze hatte ich auch schon mal bei jedem Schritt ist aber wieder besser geworden. Mich macht das nur fertig weil ich meinen Beinen schön langsam überhaupt nicht mehr traue.

Ach ja und Gefühlsstörungen in den Beinen habe ich auch aber mehr nur an den Außenseiten von den Waden da spüre ich so gut wie gar nichts.
Und Muskelzuckungen auch öfters und meine Hände fühlen sich auch komisch an aber nur teilweise. Da lassen sie teilweise aus zum Beispiel beim handy schauen. Aber sind gleich wieder da.

Würde mich auf jeden Fall auf eure Erfahrung freuen.

Re: Spg10 und sensomotorische axonale Neuropathie

BeitragVerfasst: Fr 2. Jun 2023, 11:21
von Rudi
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Hallo Sebastian,

danke für die Beschreibung der bei dir vorliegenden HSP-Symptome. Zunächst will ich meine Kenntnis zur HSP und zu den HSP-Symptomen nutzen, um diese Bitte aus deinem Text aufzugreifen:
„Will eigentlich nur wissen ob ich verrückt werde oder ob das normal ist. Also bitte sagt mir das ich nicht verrückt bin.“

Klarer Kommentar zu deiner Bitte: Du bist nicht verrückt.

Du beschreibst in deinem Text viele Symptome, die ganz typisch für die HSP sind. Das gilt auch unabhängig vom betroffenen Gen, also unabhängig vom SPG. Bedenke es bitte, dass die HSP früher, als man die Gene noch nicht untersuchen konnte, ausschließlich nach ihren Symptomen diagnostiziert hat. Und aus der Bewertung der Symptome ergab sich dann die Diagnose HSP. Das gilt bis heute so bei all denjenigen unter uns, bei denen man das mutierte Gen noch nicht kennt. Die Kernsymptome sind gleich.

Du schreibst, dass du eine Mutation im Spg10 und eine sensomotorische axonale Neuropathie hast. Die Kombination aus einem HSP-Gen und einer Neuropathie ist nicht ungewöhnlich. Die wurde bei mir auch einmal in leichter Form festgestellt. Das kommt beispielsweise als Ergebnis einer Untersuchung heraus, bei der du an den Füßen warme und kalte Gegenstände unterscheiden musst. Wenn das nicht klappt, kann das auf eine Neuropathie hindeuten. Ein zweiter Test ist es, dass auf deinen Fußsohlen mit einem spitzen Gegenstand Zahlen geschrieben werden. Die sollst du blind erkennen. Auch hier gilt, dass eine Nichterkennen oder ein falsches Erkennen auf eine Neuropathie hindeutet. Das kennen zahlreiche HSP’ler.

Du schreibst:
Meine Hauptprobleme sind eigentlich meine Füße, die nur mehr extrem eingeschränkt nutzbar sind. …. Schaffe es teilweise das ich bei Fliesenfugen hängen bleibe.

Auch das ist ein typisches HSP-Symptom. Durch das mutierte Gen degenerieren die Nervenfasern, die für die Weiterleitung der Nervenimpulse an die Beine und Füße verantwortlich sind. Diese Impulse kommen also an ihren Zielmuskeln nicht mehr ordentlich an. Diese Muskeln lassen sich nicht mehr richtig bewegen. Extrem auffällig ist das an den Fußhebern. Weil wir unsere Fußspitzen nicht mehr richtig anheben können, bleiben wir mit den Fußspitzen an den kleinsten Kanten hängen. Das sind zum Beispiel die von dir angesprochenen Fliesenfugen. Viele HSP’ler sprechen im gleichen Zusammenhang von Teppichkanten. Schau dir bitte einmal diesen
fünf Minuten dauernden Videoausschnitt an, der aus einem längeren Video herausgeschnitten wurde. Dort wird genau diese Thematik angesprochen. Du erkennst es sofort, dass die von dir angesprochene Problematik das Standardthema bei allen HSP-Betroffenen ist.

Auch die Probleme, die du im Zusammenhang mit der Bewegungsstörung deiner Beine beschreibst, ist ganz „normale“ HSP-Symptomatik. Sie prägt sich bei jedem von uns in unterschiedlicher Stärke aus. Sie kommt im Regelfall erst nach einigen Jahren. Beim einen früher, beim anderen später. Extrem wichtig ist es hier, dass du eine regelmäßige (mindestens zweimal je Woche jeweils eine Stunde) Physiotherapie machst. Diese Therapie muss neurologisch aufgebaut sein. Das sind Theapieverfahren wie Bobath, Vojta oder PNF. Die Therapeuten müssen dafür geschult sein. Ich weiß es nicht, wie die Physiotherapie bei euch in Österreich geregelt ist. In Deutschland ist es gesetzlich festgelegt, dass es bei der HSP die Standardgrenzen bei der Verordungsmenge, die bei anderen Krankheitsbildern festgeschrieben sind, nicht gibt. Wir werden dieses Thema bei unserem nächsten
Informationsaustausch der HSP-Betroffenen am 7. Juli im Detail besprechen.

Du sprichst es an, dass du noch Fahrradfahren kannst, dass du aber Problem beim Anhalten und Absteigen hast. Die Ursache dafür ist wieder, wie oben beschreiben, die nicht mehr ordentliche Weiterleitung der Nervenimpulse. Ich selbst kann seit etlichen Jahren, genau aus dem Grund, gar nicht mehr Fahrradfahren. Ich müsste mir ein Dreirad kaufen, was aber unsinnig wäre, das ich am Rande des Schwarzwaldes lebe und hier die Steigungen das Problem für ein Dreirad sind.

Auch die von dir beschriebenen Muskelzuckungen sind typisch für die HSP. Sie treten nicht bei jedem auf, und jeder, der sie hat, sucht nach Lösungen. In einer unserer regelmäßigen Gesprächsrunden wurde dazu ein Vorschlag gemacht, der sich ganz amüsant anhört, der aber bei vielen funktioniert. Sie nutzen -auch nachts- einen Schal und die Zuckungen verschwinden.

Dann noch kurz etwas zu deiner SPG10. Alle Nerven in unserem Körper benötigen, damit sie überleben, Nährstoffe. Diese Nährstoffe werden innerhalb der Zellen mit Hilfe von Motorproteinen transportiert. Das sind im Prinzip Lastwagen. Ich hatte es oben angesprochen, dass die Nerven, bedingt durch das mutierte Gen, degenerieren und ihre Funktionsfähigkeit verlieren. Das SPG10 enthält den Bauplan für ein Motorprotein. Da dieses SPG10 bei dir einen Fehler hat, wird auch der Lastwagen nicht richtig gebaut. Das führt dazu, dass er seine Fracht, nämlich die Nährstoffe, innerhalb der Zelle nicht zum Ziel bringen kann. Die Zelle bekommt also nicht die notwendige Menge an Nährstoffen. Sie „verhungert“ und degeneriert. Dadurch ist sie nicht mehr in der Lage, die Nervenimpulse weiterzuleiten.

Das, was ich gerade zum SPG10 geschrieben habe, gilt sinngemäß auch für andere SPGs. Das SPG31 funktioniert zum Beispiel als Tankstelle. Ist das SPG31 mutiert, ist die Tankstelle nicht in der Lage den Transporter mit Energie zu versorgen. Der Effekt ist der gleiche wie beim SPG10. Die Nährstoffe kommen nicht am Zielort an. Oder beim SPG4 sind im Mutationsfall die Straßen, auf denen die Transporter fahren nicht in Ordnung. Der Effekt ist wieder der gleiche. Ich schreibe das nur, damit du erkennen kannst, dass bei den unterschiedlichen SPGs die Mutationen zu unterschiedlichen Störungen in den Nervenzellen führen, dass die Ergebnisse dieser Störungen aber gleich sind. Deshalb habe ich dir, obwohl ich keine SPG10-Mutation habe, hier geantwortet.

Ich hoffe, dass ich dir mit diesen Infos etwas weiterhelfen kann. Ansonsten melde dich gerne erneut.

Herzliche Grüße
Rudi




Re: Spg10 und sensomotorische axonale Neuropathie

BeitragVerfasst: Fr 2. Jun 2023, 11:41
von Sebastian Spg10
Wow :shock: danke Rudi mit so viel Feedback habe ich nicht gerechnet. :)
Ich habe meine Probleme eigentlich eh schon paar Jahre aber bis vor 2 Jahren erfolgreich ignoriert habe es immer auf Unsportlichkeit oder ähnliches geschoben. Nur mittlerweile kann ich nicht mehr ignorieren weil es mir vorkommt es wird von Monat zu Monat wenn nicht Woche schlechter. Keine Ahnung warum es auf einmal so ist. Vielleicht habe ich ja die Ausgleich Kapazitäten von meinem Körper erreicht. :roll: aber ich finde es toll das man so viel Hilfe bekommt von dir. Eigentlich haben wir schon eine interessante Erkrangung auch wenn doof ist.
Ich bedanke mich für die Erklärung :)