Hallo zusammen,
zum SPG50 gibt es erneut Neuigkeiten. Wir hatten über dieses Gen, bei dem eine Genentherapie erfolgreich entwickelt und eingesetzt wurde, bereits berichtet. Siehe hier (Nachricht aus Kanada) und hier (Der Weg zur Behandlung der hereditären spastischen Paraplegie). Die neue Veröffentlichung zu aktuellen Forschungsergebnsissen zeigt auf, dass HSP-Forscher aus Turin gute Fortschritte bei der Entwicklung eines "SPG50-Medikaments" gemacht haben. Ich stelle die Zusammenfassung aus der Veröffentlichung unten ein.
Das SPG50 ist eine extrem seltene Form der HSP. Man spricht hier von weltweit weniger als 100 Betroffenen. Nachdem für dieses Gen durch eine gezielte Spendensammlung, die von Eltern betroffener Kinder ausging, bereits die oben angesprochene Gentherapie entwickelt werden konnte, sind die Arbeiten der Turiner HSP-Forscher erneut der Beweis, dass Spenden die Grundlage für relevante Forschungsergebnisse bilden. Es bleibt nun natürlich zu hoffen, dass sich auch die Betroffenen anderer HSP-Formen motivieren lassen, der Forschung an ihrem HSP-Gen mit Spenden einen kräftigen Schub nach vorne zu geben. Die SPG50-Betroffenen zeigen, dass es geht! Das gilt umsomehr, weil selbst die italienischen Forscher darauf hinweisen, dass der gefundene Ansatz auch bei anderen Formen der HSP Wirksamkeit zeigen könnte.
Herzliche Grüße
Rudi
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Wiederherstellung der Funktion des Adapterproteinkomplexes 4 mit kleinen Molekülen:
ein In-silico-Ansatz zur Behandlung spastischer Paraplegie 50
Serena Francisco, Lorenzo Lamacchia, Attilio Turco, Giuseppe Ermondi, Giulia Caron, Matteo Rossi Sebastiano
Abteilung für Molekulare Biotechnologie und Gesundheitswissenschaften, Universität Turin, Turin, Italien.
PMID: 39723768 PMCID: PMC11670165 DOI: 10.1002/pro.70006
Abstrakt
Diese Studie konzentriert sich auf spastische Paraplegie Typ 50 (SPG50), ein Adapterproteinkomplex-4-Mangelsyndrom, das durch Mutationen im Adapterproteinkomplex-4-Untereinheit-mu-1-Gen (AP4M1) verursacht wird, und auf die nachgelagerten Veränderungen des AP4M1-Proteins. Wir haben eine Reihe heterogener Rechenressourcen eingesetzt, darunter zwei hier erstmals beschriebene interne Tools, um (a) das Arzneimittelpotenzial von AP4M1 zu bewerten, (b) SPG50-assoziierte Mutationen und ihr 3D-Szenario zu charakterisieren, (c) mutationsspezifische Arzneimittelkandidaten für SPG50 zu identifizieren und (d) ihre Wirkungsmechanismen anhand struktureller Überlegungen zu Homologiemodellen des Adapterproteinkomplex-4-Kerns aufzuklären. Insgesamt deuten die gesammelten Ergebnisse darauf hin, dass R367Q die Mutation mit dem vielversprechendsten Potenzial zur Korrektur durch niedermolekulare Arzneimittel ist und das Flavonoid Rutin der beste Kandidat für diesen Zweck ist. Rutin ist vielversprechend bei der Wiederherstellung der Interaktion zwischen den Untereinheiten AP4M1 und der Adapterproteinkomplex-Untereinheit Beta-1 (AP4B1) durch eine klebeartige Wirkungsweise. Insgesamt bietet dieser Ansatz einen Rahmen, der auch systematisch zur Untersuchung mutationsbedingter molekularer Mechanismen bei verschiedenen hereditären spastischen Paraplegien eingesetzt werden könnte.
Quelle: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/39723768/