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Selektive dorsale Rhizotomie zur Behandlung der HSP

BeitragVerfasst: Di 7. Sep 2021, 10:38
von Rudi
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Hallo zusammen,

unten stelle ich eine hochinteressante Veröffentlichung ein, die von einem Forscherteam der "Washington University School of Medicine, St. Louis Children's Hospital · St. Louis, USA" stammt. Die Arbeit befasst sich mit dem Einsatz der selektiven dorsalen Rhizotomie bei HSP-Patienten. Einen Kernsatz der Publikation zeige ich hier vorab an: "Die Spastik wurde bei 33 Patienten (89 %) beseitigt. Bei vier Patienten (11 %) trat die Spastik wieder auf."

Das klingt nun schon wie ein großes Wunder. Neu ist dieses Thema bei uns im Forum "Ge(h)n mit HSP" nicht. Im Beitrag "Möglicherweise neuer Behandlungsweg für Spastik bei Kindern" hatte ich darüber bereits berichtet (
Klick hier). Dort hatte ich auch bereits angesprochen, dass es zu diesem Verfahren Erfahrungen am Sozialpädiatrischen Zentrum (SPZ) an der Charité in Berlin gibt.

Hier nun zunächst einige Kernaussagen der Publikation dann der Link zur Veröffentlichung:


Selektive dorsale Rhizotomie zur Behandlung der hereditären spastischen Paraplegie-assoziierten Spastik bei 37 Patienten

Hintergrund
In einer begrenzten Anzahl von Veröffentlichungen wurde eine Verringerung der Spastizität im Zusammenhang mit hereditärer spastischer Paraplegie (HSP) nach selektiver dorsaler Rhizotomie (SDR) beschrieben. In der Regel wird die SDR bei Patienten mit spastischer Zerebralparese durchgeführt, um die Spastik zu beseitigen und die Gehfähigkeit dieser Patienten zu verbessern. Ob die SDR bei HSP-Patienten ähnliche Auswirkungen hat, muss weiter untersucht werden. Daher berichten wir über unsere persönlichen Erfahrungen mit den Auswirkungen der SDR bei dieser speziellen Patientengruppe.

Ergebnisse
Von den insgesamt 37 Patienten, die an dieser Studie teilnahmen, waren 46 % weiblich und 54 % männlich. Das Alter, in dem die HSP diagnostiziert wurde, lag zwischen einem Monat und 34 Jahren. Bei sechs Patienten wurde die Diagnose aufgrund der Familienanamnese gestellt, bei den übrigen 31 Patienten wurde die Diagnose durch genetische Tests bestätigt. Die häufigsten genetischen Mutationen waren SPG4 und SPG3A. Von den Patienten mit positiven Gentests hatten 40 % keine HSP in der Familienanamnese. Die SDR wurde im Alter von 2 bis 45 Jahren durchgeführt (Mittelwert: 14,7 Jahre). Die Nachbeobachtungszeit reichte von 0 bis 33 Jahren (Mittelwert: 3,8 Jahre). Bei einem Patienten kam es zu einem Austritt von Rückenmarksflüssigkeit, der chirurgisch behoben werden musste. Zwei Patienten berichteten über leichte Taubheitsgefühle in Teilen der unteren Gliedmaßen. Die Spastik wurde bei 33 Patienten (89 %) beseitigt. Bei vier Patienten (11 %) trat die Spastik wieder auf. Was die Gehfähigkeit betrifft, so berichteten 11 % der Patienten über eine Verschlechterung der Funktion. Zwei Patienten konnten vor der Operation selbständig gehen, verloren aber ihre Gehfähigkeit und benötigten acht bzw. sieben Jahre nach der Operation einen Rollstuhl. Im Gegensatz dazu verbesserte sich die Gehfunktion bei 16 % der Patienten, die nun nicht mehr mit einer Gehhilfe, sondern selbstständig gehen konnten. Die übrigen 73 % der Patienten behielten ihre Gehfähigkeit bei. Diese beiden Patientengruppen zeigten Verbesserungen bei anderen motorischen Funktionen und der Unabhängigkeit.

Schlussfolgerungen
Die vorliegende Analyse deutet auf die potenzielle Rolle von SDR bei der Behandlung von Spastizität bei HSP-Patienten hin. Wir fanden keine Anzeichen dafür, dass SDR eine direkte Ursache für schädliche Auswirkungen auf Patienten mit HSP ist.



Hier ist nun der
Link zur Publikation und hier der Link zur Google-Übersetzung.

Ich stelle hier auch zwei Videos ein, die im Artikel enthalten sind. Sie zeigen den Effekt der dorsalen Rhizotomie. Eine Frau wurde vor der Behandlung im Jahr 1988 gefilmt. Ein zweites Video entstand dann 33 Jahre später vor wenigen Tagen im Jahr 2021.

Herzliche Grüße
Rudi