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Neues zum Projekt "Plattform zum Wirkstofftest für HSP"

BeitragVerfasst: Mi 3. Aug 2022, 18:06
von Rudi
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Liebe HSP-Betroffene,
liebe Mitglieder unserer Interessengemeinschaft "Ge(h)n mit HSP",

gestern hatten wir ein langes und intensives Gespräch mit Frau Prof. Dr. Winner und Frau Dr. Rizo vom Uniklinikum zu Erlangen. In diesem Gespräch ging es um die Fortschritte bei unserem Förderprojekt. Bereits heute sind die besprochenen, ersten Ergebnisse auf der Internetseite des Klinikums zu finden. Sie sind
hier per Klick abrufbar. Im Text wird auch euer Engagement im Projekt angesprochen. Dort heißt es:

Mit Unterstützung des Fördervereins für HSP-Forschung fanden sie heraus, dass die veränderte Menge an Spastin eine Schlüsselrolle für die lebenswichtige Regulation von Kalziumionen in der Zelle spielt.

Ihr erkennt es erneut, wie wesentlich und wie wichtig euer Engagement in der Förderung der Forschungsprojekte ist. Ein großes Dankeschön dafür!

Dies sind die ersten Ergebnisse unseres Förderprojekts, die auch international veröffentlicht wurden. Die entsprechende Publikation ist in der Wissenschaftszeitschrift BRAIN zu finden. Das Original dieser Arbeit ist hier
hier per Klick abrufbar. Die Übersetzung gibt es hier
. An dieser Stelle sei dem gesamten wissenschaftlichen Team um Frau Prof. Dr. Winner und Frau Dr. Rizo für ihre unermüdliche Arbeit an diesem Forschungsvorhaben gedankt.

Die Ergebnisse der Studie sind noch nicht komplett veröffentlicht, so dass wir euch künftig in dieser Seite weitere Informationen einstellen werden. Die bisher erreichten Ergebnisse bilden die Basis für die so wichtigen Wirkstofftests. Bleibt weiter neugierig! Bleibt weiter dabei!

Alles Gute
Rudi und Lothar



Re: Neues zum Projekt "Plattform zum Wirkstofftest für HSP"

BeitragVerfasst: Do 4. Aug 2022, 09:04
von Rudi
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Hallo zusammen,

die ersten Ergebnisse aus unserem Förderprojekt "Plattform zum Wirkstofftest für HSP" finden in der Öffentlichkeit und in der medizinischen Presse Aufmerksamkeit. Unten ein Beispiel. Die HSP minimiert so -zu unserem Vorteil- weiter ihr Schattendasein. Das ist wichtig und es ist nur möglich durch die enge Kooperation zwischen Forschern und Patienten.

Herzliche Grüße
Rudi

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Re: Neues zum Projekt "Plattform zum Wirkstofftest für HSP"

BeitragVerfasst: Di 27. Sep 2022, 18:05
von Katrin
Hallo Rudi,

danke für deine Texte zur Forschung mit Spenden durch den Förderverein.
Ich habe deine verlinkten Beiträge gelesen, fachlich nicht alles verstanden, daher eine Verständnisfrage.

Im oben von dir verlinkten Text "Spastische Lähmungen besser verstehen" von Frau Dr. Winner und Frau Dr. Rizo aus Erlangen wird von einer verminderten Kalziumregulation der Gehirnzellen gesprochen. Dafür wurde ein noch namenloses Präparat entwickelt, speziell für SPG4.

Während unserer Online-Gesprächsrunde Anfang September hattest du uns erklärt, dass es z.B. beim SPG4 alleine 500 "Schreibfehler" gibt, die zu HSP führen können.
Müsste es dann nicht 500 Präparate geben, um SPG4 zu stoppen oder zu verlangsamen? Oder gilt das Präparat dann zur Kalziumregulation für alle "Schreibfehler"?


Danke und Gruß, Katrin

Re: Neues zum Projekt "Plattform zum Wirkstofftest für HSP"

BeitragVerfasst: Di 27. Sep 2022, 21:35
von Rudi
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Hallo Katrin,

danke für deine Frage, mit deren Beantwortung ich sicher ein Missverständnis aufklären kann.

Ja, du hast das richtig verstanden, dass es im SPG4, also in dem Gen, das den Bauplan für das Eiweiß Spastin enthält, mehrere 100 unterschiedliche "Schreibfehler", also Mutationen gibt. Das ist übrigens bei jedem Gen so. Es gibt immer eine Menge unterschiedlicher Mutationen. In der von dir angesprochenen Gesprächsrunde hatte ich auch angesprochen, dass es ganz unterschiedliche Typen von Medikamenten geben wird. Ich hatte beispielhaft dargestellt, dass es folgende Typen sein werden:

● Medikamente, die die Störungen minimieren
● Medikamente, die die Funktionen verbessern, die durch das mutierte Gen gestört sind
● Medikamente, die gesunde Gene einfügen
● Medikamente, die mutierte Gene korrigieren

Du benötigst nur dann für jede Mutation einen eigenen Ansatz, wenn das mutierte Gen genau am Mutationspunkt korrigiert werden soll. Bei den anderen Typen wäre das unsinnig, weil man ja nicht die Mutation direkt angeht.

Nimm bitte das Beispiel zu dem Wirkstoff, den Frau Prof. Dr. Winner und Frau Dr. Rizo derzeit
durch unsere Förderung bearbeiten. Sie haben festgestellt, dass die Menge des Proteins Spastin (also des Eiweißes), das durch die Geninformation des SPG4 hergestellt wird, zu gering ist. Nur etwa 50% der erforderlichen Menge wurden gebaut. Das ist auch einleuchtend, weil bei den dominanten Formen immer ein gesundes und ein mutiertes Gen (eins von jedem Elternteil) vorliegt. Die Folge der zu geringen Menge des Proteins Spastin ist, dass zu wenig Calcium in den Bereich der Zelle aufgenommen wird, die die Axone bilden. Somit bilden sich die im Video angesprochenen "axonalen Schwellungen". Dadurch werden die Axone so sehr geschädigt, dass sie degenerieren, also ihre Funktionsfähigkeit verlieren. Die Folge ist die HSP-Symptomatik.

Das Ganze liegt nur daran, dass die Menge des funktionsfähig herstellten Proteins Spastin nicht groß genug ist. Die genaue Position des Fehlers im Gen und der Mutationstyp sind nicht wesentlich. Unser Körper hat nämlich sicherheitshalber einen Mechanismus aufgebaut, durch den die meisten mutierten Gene kein Protein herstellen. Das ist auch gut so, weil fehlerhaft hergestellte Eiweiße toxisch sein könnten. Deshalb gibt es nur die 50%. Und das ist die Ursache für die zu geringe Kalzium-Versorgung und daraus folgend der HSP-Symptome bei SPG4. Es ist dabei auch gleichgültig welche der mehreren hundert Mutationen vorliegt. Unser Körper lässt die Proteine aus mutierten Genen nicht zum Einsatz kommen.

Wenn Medikamente entwickelt werden, die die gestörte Funktion des entsprechenden Proteins positiv beeinflussen, dann geht es nur um die Korrektur genau dieser Fehlfunktion. Das hat aber nichts mit der jeweiligen, einzelnen Mutation zu tun. In der von dir angesprochenen Forschung der Erlanger Wissenschaftler, wird am Gen nichts geändert. In diesem Projekt wird versucht, eine Korrektur der Funktion zu finden.

Wenn tatsächlich die bisher fehlerhafte Funktion korrigiert werden kann, dann ist der einzelne Mutationspunkt nicht mehr von Interesse. Ja, ich weiß, das hört sich jetzt wieder viel zu einfach an. Ist es natürlich nicht. Du erkennst es aber sicher, warum die Wissenschaftler es nach dem Finden eines neuen Gens versuchen, dessen Funktion zu verstehen. Wenn sie die verstanden haben, dann gilt es Lösungen zu finden, mit denen über alternative Wege das ursprüngliche Ziel erreicht wird. Das ist nicht einfach und benötigt Zeit. Ein wichtiger Schritt auf diesem Weg ist durch die Erlanger Forscher erfolgreich abgeschlossen. Aber es ist nur ein Schritt von vielen weiteren Schritten. Schritte, die unsere Unterstützung benötigen.

Du erkennst es, dass mit dem Verfahren der zweite Punkt aus der oben eingestellten Liste bearbeitet wird. Er betrachtet das gesamte Gen und dessen Protein aber nicht eine einzelne Mutation.

Ich hoffe, ich konnte für etwas Klarheit sorgen.

Gruß
Rudi